Interview mit unserem Chefarzt der Neurologie
Prof. Dr. Felix Schmidt, Chefarzt der Neurologie an den Michels Kliniken und Ärztlicher Direktor der Brandenburg-Klinik, gibt Einblicke in seinen beruflichen Werdegang, seine Faszination für das Fachgebiet der Neurologie und die Schwerpunkte seiner Arbeit.
Mit über 15 Jahren Erfahrung an der Charité und internationalen Forschungsaufenthalten in den USA hat er sich insbesondere auf Multiple Sklerose spezialisiert.
Können Sie sich bitte kurz vorstellen und etwas über Ihren beruflichen Werdegang erzählen?
Prof. Dr. Felix Schmidt:
Mein Name ist Felix Schmidt. Ich bin seit Juli 2022 in den Michels Kliniken tätig.
Zunächst habe ich hier als Oberarzt neun Monate in der Neurologie Phase C gearbeitet und bin seit April 2023 Chefarzt der Neurologie-Phase C. Seit Oktober 2023 bin ich zusätzlich Chefarzt der Neurologie-Phase D und seit Januar 2024 ärztlicher Direktor der Brandenburg-Klinik.
Zuvor war ich über 15 Jahre an der Charité, wo ich studiert und meine Facharztausbildung absolviert habe. Mein klinischer Schwerpunkt liegt im Bereich der Multiplen Sklerose.
Ich habe mehrere Jahre in der Multiple Sklerose-Ambulanz der Charité und bei NeuroCure gearbeitet und mich wissenschaftlich mit sensorischen Afferenzstörungen bei neuroimmunologischen Erkrankungen beschäftigt, insbesondere dem Riechen, Schmecken und visuellen Afferenzstörungen. Bei NeuroCure war ich leitender Studienarzt der Neuromyelitis-Optica-Kohorte. Für zwei Forschungsaufenthalte war ich während meiner Facharztweiterbildungszeit an der Northwestern University in Chicago.
Was war Ihre Motivation, in die Medizin zu gehen und sich speziell mit dem Thema Multiple Sklerose zu beschäftigen?
Prof. Dr. Felix Schmidt:
Die Medizin fand ich schon immer interessant, da ich mich sowohl für Naturwissenschaften als auch für die Arbeit mit Menschen begeistert habe. Die Verbindung beider Bereiche und die Möglichkeit, durch Studien neue Erkenntnisse zu gewinnen, hat mich motiviert.
Die Entscheidung, mich im Bereich Multiple Sklerose zu spezialisieren, kam eher zufällig. Ich hatte während meines Studiums eine Hausarbeit zu diesem Krankheitsbild geschrieben und fand das Thema spannend, da in diesem Bereich viel Bewegung ist. Es wird intensiv geforscht und neue MS-Medikamente werden regelmäßig zugelassen. Die Komplexität des menschlichen Gehirns hat mich bereits in der Vorklinik fasziniert.
Warum haben Sie sich gegen die Chirurgie entschieden?
Prof. Dr. Felix Schmidt:
Ich musste mich irgendwann entscheiden, und da ich meine Doktorarbeit in der Neurologie gemacht hatte, hat sich mein Fokus in diese Richtung verlagert. Insbesondere die Forschung in der Neurologie hat mich sehr interessiert. Das war letztendlich ausschlaggebend für meine Entscheidung.
Was sind andere häufige Erkrankungen in der Neurologie, mit denen Sie sich beschäftigen?
Prof. Dr. Felix Schmidt:
In der neurologischen Rehabilitation behandeln wir als Schwerpunkt Patienten mit Schlaganfällen. Weitere häufige Krankheitsbilder sind Hirnblutungen, Morbus Parkinson, Polyneuropathien und neuroimmunologische Krankheitsbilder
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag als Chefarzt aus?
Prof. Dr. Felix Schmidt:
Mein Arbeitsalltag ist sehr vielseitig. Mein Tag beginnt mit der Vorbereitung der Frühbesprechung, gefolgt von Chefarztvisiten und der Besprechung von Patientenfällen. Dazu kommen viele organisatorische Aufgaben, wie die Optimierung von Abläufen, Personalangelegenheiten und die Koordination von Studienprojekten.
Wir führen in Kooperation mit der Charité wissenschaftliche Studien im Bereich der Schlaganfallversorgung durch und arbeiten an Projekten mit verschiedenen Unternehmen und Startups in innovativen Bereichen wie beispielsweise Robotik, Virtual Reality und KI-basierter Arztbriefschreibung. Das übergeordnete Ziel ist es, zu einer Verbesserung unserer Patientenversorgung beizutragen und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ihrer alltäglichen Arbeit zu entlasten.
Beispielsweise testen wir Pflegeroboter in der Abteilung Geriatrie und Neurologie Phase B. Im November starten wir ein Pilotprojekt zur Arztbriefschreibung durch Unterstützung von Künstlicher Intelligenz. Dies soll unsere Ärztinnen und Ärzte bei ihren bürokratischen Aufgaben entlasten und wertvolle Zeit einsparen, die sie dann mehr am Patienten verbringen könnten. Der Einsatz von Virtual Reality Brillen in Kooperationsprojekten und auch in der direkten Patientenversorgung sind in Planung
Haben Sie Tipps für Menschen, wie sie ihre Gesundheit fördern und Krankheiten wie einem Schlaganfall vorbeugen können?
Prof. Dr. Felix Schmidt:
Prävention ist besonders wichtig, um kardiovaskuläre Erkrankungen wie Schlaganfälle vorzubeugen. Es gibt bekannte Risikofaktoren wie Diabetes Mellitus, Bluthochdruck, Nikotin, hohe Blutfettwerte und Bewegungsmangel.
Ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger körperlicher Bewegung, einer gesunden und ausgewogenen Ernährung und Stressreduktion kann das Risiko senken.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in der Neurologie?
Prof. Dr. Felix Schmidt:
Das Fach Neurologie entwickelt sich rasant, es gibt ständig neue Forschungsergebnisse und neu zugelassene Medikamente. Die Leitlinien und Behandlungsoptionen ändern sich mit entsprechendem Tempo. Eine besondere Herausforderung ist es, den Überblick zu behalten und sich ständig weiterzubilden.
Auch der Fachkräftemangel ist ein Thema. Wir versuchen viel für die Ausbildung unserer Assistenzärzte zu tun und sind stolz darauf, dass unsere Klinik seit kurzem ein akademisches Lehrkrankenhaus der Medical School Berlin ist.
Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die in der Neurologie arbeiten wollen?
Prof. Dr. Felix Schmidt:
Ich würde jungen Menschen raten, offen für Neues zu sein und sich stetig weiterzubilden.
Neurologie ist ein komplexes Fachgebiet, welches sich schnell entwickelt und bei dem es wichtig ist, am Ball zu bleiben.